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Lubin 1982
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Michał Adamowicz - 31.08.1982

Alle diese Bilder entstanden eigentlich zufällig. Den Apparat hatte ich bei mir aus Gewohnheit. Nach einigen Jahren Arbeit als Fotoreporter war das ein Reflex. Ein Hang zum Heldentum war mir fremd. Und bevor ich an diesem Tag die ersten Bilder machte, spürte ich eine normale, menschliche Angst. Angst vor der Menge – sie könnten mich für einen Geheimdienst-Mann halten; Angst vor der Miliz – dass sie mich schnappen und niederknüppeln. Erst als mir jemand, mit dem ich zusammen vor dem ZOMO-Angriff flüchtete, zurief: "Mann, fotografieren Sie, was diese Hurensöhne hier machen!" – erst dann traute ich mich, den Sucher des Apparats ans Auge zu drücken.

Was später los war, daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Dutzende von Szenen, Hunderte von Menschen flitzen vor meinen Augen. Heute fällt es schwer, die Fragmente des Geschehens präzis und chronologisch zu ordnen. Die Bilder helfen mir dabei.

Das wichtigste Bild meines bisherigen Lebens – eine Männergruppe, die den tödlich verwundeten Michał Adamowicz trägt – machte ich, als ich in der Menge zusammen mit ihnen lief. Kurz davor fotografierte ich Menschen , die sich über eine am Boden liegende Person beugten, die am Kopf blutete. Ich war wie berauscht, mein Gedächtnis registrierte fast gar nichts.

Erst am nächsten Tag, als ich die Filme entwickelt und das Negativ vergrößert hatte, sah ich eine Szene, bei der mein Herz wirklich stockte. Ich habe begriffen, Zeuge welcher Ereignisse ich geworden war – vor meinen Augen wurde ein Mensch ermordet. Es war kein anonymer Soldat oder Unfallopfer aus den Fernsehnachrichten. Das war jemand, der vielleicht vor ein paar Minuten noch zusammen mit mir durch die Wiese lief und sich hinter dem Baumstamm versteckte, während die Kugeln pfiffen und abgeschossene Baumblätter herunter regneten.

Den Ort, an dem es in Lubin zu den tragischen Ereignissen vom 31. August 1982 kam, ist von steinernen Zeugen bedeckt, von Elementen einer monumentalen Bildhauerinstallation Zbigniew Frączkiewiczs. Der Künstler meißelte in einen der Felsbrocken die Inschrift: "Sie schweigen und doch schreien sie".

Ein Bild, denke ich, ist auch wie ein Stein. Es hat keinen Klang, keinen Geruch und keine blitzenden bunten Lichter. Dafür birgt es Emotionen, Stimmungen, Licht und – das Wichtigste – die Wahrheit.

Mein größter Wunsch wäre, dass meine Bilder – indem sie wie die Steine schweigen – auch rufen.

Krzysztof Raczkowiak

© Muzeum Historyczne w Lubinie

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